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Neue Fahrgastunterstände in Aachen

Im Aachener Stadtgebiet wurden die gesamten Fahrgastunterstände in der letzten Zeit ausgetauscht und bis auf wenige Restarbeiten sind die Arbeiten abgeschlossen.

Es handelt sich um ca. 430 Fahrgastunterstände und ich habe mit Bezug auf den Artikel zum Thema ÖPNV und VEP vom Juni 2015 erlaubt, beim Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen nachzufragen. Link zum Beitrag vom Juni 2015

Meine Anfrage:

Sie hatten im letzten Jahr freundlicherweise für den Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen der Stadt Aachen auf mein Schreiben zum ÖPNV und VEP geantwortet und sind insbesondere auf den Punkt der Barrierefreiheit des ÖPNV eingegangen. Dabei wurden von Ihnen angekündigt, dass doch mehr als 10% der Haltestellen umgebaut werden. Die Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes (PBefG) von 2013, in der bis 2022 eine „vollständige Barrierefreiheit“ als politische Zielsetzung durch den  Bund als Gesetzgeber gefordert wird, steht und ist für die Kommunen als Träger bindend.

Aus Ihrer Antwort:
„Die 40 Haltestellen, die genannt werden, stellen natürlich nur eine erste Stufe der Umbauaktivitäten dar, wofür wir Fördermittel einwerben. Darüber hinaus werden im Rahmen anderer Straßenbaumaßnahmen (Kanalbau, Städtebauförderung,  Oberflächensanierung etc.) betroffene Haltestellen nach Möglichkeit ebenfalls barrierefrei ausgebaut.“

Gerade ist bis auf kleine Restarbeiten eine große Umbauaktion an fast allen Haltestellen im Stadtgebiet abgeschlossen, die Wartehäuschen wurden ausgetauscht.
Nun erlaube ich mir nachzufragen an wie vielen Haltestellen wurde dadurch die Barrierefreiheit im Sinnen der DIN 18040-3 und DIN 32984 verbessert und an wie vielen verschlechtert?

Ich bedanke mich für Ihre Antwort im Voraus und stehe Ihnen bei eventuellen Rückfragen gerne zur Verfügung.

Die Antwort:

Sehr geehrter Herr Lambertz,
vielen Dank für Ihre Anfrage!

In den ersten Monaten 2016 wurden alle rd. 430 Fahrgastunterstände (FGU) der Firma JCDecaux im Stadtgebiet bekanntlich ausgetauscht, da ein neuer Anbieter das Wettbewerbsverfahren gewonnen hatte.
In diesem Rahmen wurde angestrebt, zeitgleich möglichst viele bauliche Verbesserungen an den Haltestellen durchzuführen. Alle FGU-Standorte wurden hierbei geprüft.
Leider war es weder finanziell noch personell leistbar, den Einbau von Leitelementen im Rahmen des FGU-Austausches zu stemmen. (meine Anmerkung: es wurde also an keiner Haltestelle ein Leitsystem für Menschen mit einer Sehbehinderung eingebaut!)

An den meisten Standorten wurde der FGU am selben Ort wieder aufgebaut. (meine Anmerkung: keine Verbesserung, aber auch keine Verschlechterung.)

Insgesamt wurden 21 FGU innerhalb der Haltestellen verlegt: An 10 Standorten konnte eine deutliche Verbesserung der Barrierefreiheit erreicht werden, in dem der Fahrgastunterstand weiter von der Bordsteinkante weg verlegt wurde. An 8 weiteren Standorten wurde der FGU weiter nach vorne in die Haltestelle gesetzt, damit wartende Fahrgäste näher an die Türe warten können. Die Kosten in Höhe von rd. 20.000 € für diese Anpassungen musste die Stadt Aachen tragen.
An einigen „optimierungsbedürftigen“ Haltestellen konnte keinen anderen Standort gefunden werden, so dass der FGU wieder am selben Ort aufgebaut werden musste. Ich betone noch mal, dass es finanziell und zeitlich nicht anders zu stemmen war. Wäre es möglich gewesen, hätten wir gerne mehr gemacht.
An acht Standorten wurde der FGU abgebaut und aufgrund geringer Fahrgastzahlen nicht ersetzt, sondern an stärker frequentierten Haltestellen wieder aufgebaut. Die Standorte wurden politisch beschlossen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen ausreichend Auskunft geben. Wenn Sie weitere Fragen, Anregungen oder Kritik haben, stehen wir gerne zur Verfügung.

Meine abschließende Bemerkung: bei 430 Baustellen wurde an 10 Haltestellen (ca. 2%) durch ein Versetzen des FGU also eine Verbesserung der Barrierefreiheit erreicht. Zwar nicht für Menschen mit einer Sehbehinderung und auch nicht für Menschen mit einer Höhrbehinderung. Also bezieht sich die Verbesserung wohl auf die Rollstuhlfahrer. Was hier für die Menschen mit einem Rollstuhl verbessert wurde, ist leider nicht näher beschrieben. Bis 2022 ist ja noch etwas Zeit um nach Vorgaben des Bundes eine „vollständige Barrierefreiheit“ herzustellen.
Hier ist sicher eine große Chance nicht ergriffen worden. Aber vielleicht werden ja dann in kurzer Zeit wieder alle 430 Fahrgastunterstände erneuert, wer weiß?

(Juli 2016 | ml)