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IPA – Intelligenter Persönlicher Assistent

 

Die eigene Wohnung, angepasst an die persönlichen Bedürfnisse und Vorstellungen ist wichtig, um sich wohl zu fühlen. Ich hatte das Glück schon vor dem Einzug mir vorzustellen, wie ich als Rollstuhlnutzer darin zurechtkommen würde. Auch wenn der Platz nicht üppig ist, haben wir die Nutzung der Räume, den Eingang, die Anordnung der Möbel, die Ausstattung im Bad und die Küche geplant. Über die Ausrichtung von Türen, die Anordnung von Lichtschaltern und Steckdosen ausgiebig diskutiert und eine respektable Lösung erreicht, zumindest dachte ich das vorher.

Dass die Tücke im Detail liegt, zeigt dieses Beispiel: In der Küche gab es einen Schalter für die Beleuchtung der Arbeitsplatte, an den ich im Rollstuhl sitzend nicht herankam. Also hat man sich beholfen; es lag ein Kochlöffel griffbereit und damit konnte der Schalter bedient werden. Nur so ein Kochlöffel hat in der Küche die Eigenart zu verschwinden, man fand ihn in der Schublade, in der Spülmaschine und manchmal auch im Kochtopf, aber nicht immer in der Nähe des Schalters.

Also bekam ich zu Weihnachten 2016 von meinen Kindern eine Funkschaltung mit Fernbedienung geschenkt. Damit konnte man dann die Steckdosen schalten, die sonst im Rollstuhlstuhl sitzend schlecht zu erreichen waren, also auch das Licht in der Küche. Aber so eine kleine Fernbedienung hat halt auch so ihr Eigenleben, erst recht bei mehreren Personen im Haushalt.

Es war wieder ein Jahr vergangen und man hörte immer mehr von Sprach-Assistenten bei der Bedienung von Smartphone, Geräten und Wohnungen. Ich überlegte, ob es praktisch wäre, das Licht in der Küche auf Zuruf zu schalten und wir probierten es aus.

Wir nutzen nun seit ein paar Monaten einen Assistenten in Kombination mit einer WiFi- Steckdose und können auf Zuruf das Licht in der Küche ein- / ausschalten. Keine verschwundenen Kochlöffel, keine verlegte Fernbedienung – einfach sagen was man will und es passiert.

Meine Frau war erst sehr skeptisch, so ein technisches Spielzeug für das Licht in ihrer Küche, aber wir waren neugierig und gespannt, wie es sich bewähren würde. Es bedurfte zwar etwas Geduld bei der Einrichtung, aber bis jetzt gab es zum Glück nur einen Ausfall, weil der Assistent nicht mehr mit dem Server der Steckdose kommunizieren konnte.

Der Sprachassistent erfordert etwas Disziplin bei der Kommunikation. Erst ansprechen, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, und dann die Information kommunizieren – also ein ganz höfliches und wünschenswertes Vorgehen. Ein „ehh mach das Licht an“ führt nicht zum Ziel – Erziehung zur zwischenmenschlichen Kommunikation? Die Spracherkennung ist erstaunlich gut und es kommt selten vor, dass unser Wunsch nicht richtig verstanden wird. Und besonders erfreulich, es gab keine unerwünschten Bestellungen beim Internethändler (Option in der App deaktivieren).

Man hat sich an den neuen Mitbewohner gewöhnt und weil man so einiges im Vorfeld hörte, haben wir uns bewusst eine einfache und preiswerte Lösung für den Anfang ausgesucht.

In der Weihnachtszeit war es eine Gaudi für unsere Kinder, Musik abzuspielen, die Uhrzeit, den Wetterbericht und die Nachrichten abzufragen, den Sprachassistenten ein Gedicht oder Witz erzählen oder auch ein Lied singen zu lassen – diese „Alexa“ konnte schon einiges zur Erheiterung beitragen.

Die Steuerung der Heizungsthermostate, die Bedienung des kleinen Staubsaugers, Einkaufslisten, Abfallkalender und persönliche Terminverwaltung, die Jalousie schließen, das Türschloss öffnen, Schach spielen, mit Musik wecken und, ach ja, und das Licht schalten kann sie mit einem freundlichen „OK“ – mal sehen, was Sie noch so alles lernt. Als Rollstuhlfahrer finde ich es sehr spannend, sich nicht in die Ecken recken zu müssen oder gar nicht dran zu kommen, sonder einfach die Stimme zu nutzen. Es wird nicht das letzte Gerät sein, dass wir mit der Sprachsteurung schalten werden. Der Alltag als Rollsthlfahrer wird um einiges einfacher.

(Februar 2018|ml)