rollialltag

die Seite für Aachen
Rollstuhl, älteres, einfaches Modell auf einem Flur an der Wand stehend
Allgemein

Ein paar Worte zum Rollstuhl

 

Einen Rollstuhl, ja den hat man schon mal gesehen, in der Stadt oder beim Arzt/Krankenhaus, der Schwager eines Bekannten hatte auch mal einen. Mittlerweile wird ein Rollstuhl beim Film, Fernsehen oder der Werbung als Requisit genutzt. Und ob wohl man sich ja eigentlich nicht damit beschäftigen möchte, kann irgendwann die Frage auf einen zukommen. Eine Frage, die sich sicher alle Menschen stellen müssen, die wegen eines Unfalls, Krankheit oder Alter eine starke Einschränkung Ihrer Mobilität erfahren und jetzt ein solches „Gerät“ brauchen.

Ein Rollstuhl kann ein wichtiges Hilfsmittel zur Bewältigung des Alltags sein, für einige Mitmenschen absolut notwendig zur selbstständigen Teilhabe am Berufs-, Kultur- und Gesellschaftsleben; ein Sportgerät der besonderen Art. Der Rollstuhl behindert nicht, sonder schafft wieder eine Mobilität, die gerade in unserer heutigen Zeit einen ganz wichtigen Aspekt darstellt. Vielleicht ermöglicht er nach einem Unfall, einer Krankheit wieder eine eigenständige Lebensführung, im idealen Fall alleine, selbstständig und ohne fremde Hilfe.

Hier nun ein paar Worte zum Rollstuhl

Der Standardrollstuhl, erfüllt die Basisanforderungen, ist aber nur sehr bedingt an die Bedürfnisse des Nutzers anpassbar und dabei noch recht schwer (ca. 20 kg). Dieses Modell ist in der Regel nur eine Übergangslösung, z.B. für den Krankentransport. Eine etwas leichtere Variante ist der Leichtgewicht-Rollstuhl (13-17 kg), bei dem der Rahmen nicht mehr aus Stahlrohr, sondern aus Aluminium gefertigt ist. Diese Rollstühle sind in erster Linie als Schieberollstühle konzipiert, ein Eigenantrieb ist aufgrund des Gewichtes und der geringen Anpassungsmöglichkeiten des Stuhls nur schwer machbar.

Der Aktiv-/ Adaptivrollstuhl bietet eine individuelle Lösung, um eine eigenständige und aktive Lebensführung zu ermöglichen. Das wichtigste Merkmal ist die Anpassung an die Körpermaße und die speziellen Bedürfnisse des Nutzers. Diese Rollstühle sollen eine größere Mobilität und Selbstständigkeit, und damit eine Steigerung der Lebensqualität ermöglichen. Man unterscheidet hierbei zwei Gruppen, den Faltrahmen und den Starrrahmen; alle Sportrollstühle gehören ebenfalls in diese Gruppe.
Eine Konstruktion mit einem Starrrahmen ist oft leichter und ermöglicht eine optimale Kraftübertragung und damit eine kraftsparende und wendige Nutzung als Selbstfahrer. Der Faltrahmen kann für den Transport zusammengefaltet werden, ist aber dafür etwas schwerer und „weicher“ in der Konstruktion. Dadurch geht ein Teil der Kraft beim aktiven Eigenantrieb verloren.
Diese Aktiv-Rollstühle haben ein Gewicht zwischen 6 und 12 kg, besonders leichte Modelle mit modernen Materialien (Carbon, Titan) und minimalistischer Ausstattung kommen auf ein Gewicht von nur 5 kg.

Die Sportrollstühle als besondere Form der Aktivrollstühle sind nicht nur den individuellen Bedürfnissen des Nutzers angepasste, sondern müssen den teilweise extremen Anforderungen der Sportart gerecht werden.

Thema des Monats Juli 2018: „Hilfsmittel für den Profisport“, www.rehacare.de (Link)

Eine weitere Gruppe stellt der Multifunktions- bzw. Pflegerollstuhl dar, der besonders für Nutzer mit schweren Behinderungen, teilweise für Pflegepatienten angepasst wird. Diese Gruppe zeichnet sich durch die besondere Ausstattung, wie angepasste Sitz- und Rückenpolster, verschiedene Kopfstützen, Seitenteile, Beinunterstützungen, Fußplatten, etc. In der Regel ist es ein Schieberollstuhl, bei denen der Nutzer kaum eine selbstständige Fortbewegung erreicht.

Als letzte Gruppe sollen hier noch die sehr verschiedenen Modelle von Elektrorollstühlen auf der einen Seite und die ebenfalls sehr individuellen elektrisch betriebenen Unterstützungen erwähnt werden.

Neben der teilweise sehr schweren Elektrorollstühlen für die Nutzung im Innen- und / oder Außenraum mit einem Gewicht von bis zu 150 kg, die speziell für Menschen mit geringer Körperkraft und stark eingeschränkte Beweglichkeit der Arme / des Oberkörpers entwickelt wurden, gibt es eine Vielzahl von unterstützenden Systemen, die je nach Bedarf die Nutzung des Rollstuhls unterstützen und erleichtern.

Diese ergänzenden System werden durch Austausch der Antriebsräder oder als komplett eigenständiges Antriebmodul nach Bedarf angebaut bzw. genutzt. Als Beispiele sollen hier nur einzelne Modelle genannt werden:

Restkraftverstärker bei Nutzung des Greifringes
– e-motion und twion der Firma alber GmbH
– WheelDrive der Firma Sunrise Medical GmbH

Radgebundener Antrieb bei Joystick-Steuerung
– e-fix der Firma alber GmbH

und als Untersatz:
– Power F16 der Firma Sunrise Medical GmbH

angekoppelte Zuggeräte
– e-pilot der Firma alber GmbH
– mySkate der Firma REHABILITY Reha Fachhandel GmbH
– Swiss-Trac der Firma ATEC Ingenieurbüro AG
– mit und ohne Unterstützung als Handbike von verschiedenen Anbietern

Der Aufbau eines manuellen Rollstuhls, die Ausstattung und Zubehör sieht in der Regel folgendermaßen aus:

 

 

 

RahmenRahmenlänge und Baubreite richtet sich nach der Körpergröße des Nutzers, Ausführung als Starrrahmen oder als Faltrahmen.
SitzFür den komfortablen Sitz ist neben der Sitzhöhe (Rahmen) die Sitztiefe und -breite bestimmend. Das Sitzkissen ist wichtig für ein gesundes Sitzen (Dekubitus-Prophylaxe).
SeitenteileKönnen zum einen stabilisierend auf den Rollstuhl wirken und den Nutzer schützen, aber genauso in seiner Bewegungsfreiheit einschränken. Hier gilt oft der Leitgedanke: so klein wie möglich, so groß wie nötig.
RückenlehneMit der Höhe der Rücklehne kann zum einen auf die Unterstützung des Nutzers bei mangelder Rumpfsabilität eingegangen werden. Zum anderen ist auf die Bewegungsfreiheit der Arme / Oberkörper zu achten.
SchiebegriffeSchiebegriffe sind entweder für das Schieben durch dritte oder für den Nutzer selber z.B. zum Verladen oder Überwinden von kleinen Hindernissen notwendig. Of werden diese höhenverstellbar, eventuell abklappbar ausgeführt.
LenkradAusführung in verschiedenen Größen für den Innen- und Außenbereich, als Luft- oder Vollgummireifen. Je kleiner die Lenkrolle ist, um so wendiger ist der Rollstuhl. Im Außenbereich werden zu kleine Lenkrolle schnell zu einem Problem, da jede Bodenunebenheit und kleines Hindernus zu einem Problem werden kann. Hier muss der richtige Kompromiss gefunden werden.
AntriebsräderAntriebräder gibt es mit Luft- und Vollgummibereifung in verschiedenen Radgrößen. Die Radgröße muss zur Gesamtgeometrie des Rollstuhls passen und beeinflußt die Sitzhöhe. Es gibt viele Kriterien, die die Antriesräder erfüllen müssen. Um einige aufzuführen: Rollwiderstand, Gripp, Pannensicherheit, Radsturz, Speichen, Kleiderschutz als Zubehör.
Eine Liftbereifung hat einen geringeren Widerstand und eine bessere Federung, ist jedoch pannenanfälliger.
GreifringRing an den Antriebsrädern mit denen der Rollstuhl manuell angetrieben wird. Dieser Greifring ist aus Metall (Edelstahl / Aluminium) und teilweise mit einem Überzug zum besseren Greifen überzogen.
Fußbrett / RasteAusführung eventuell geteilt und hochschwenkbar, oder durchgehend als Trittbrett oder in der minimalen Ausführung als Gestänge. Bei Falrahmen muss das Fußbrett die Stablität des Rollstuhls mit herstellen und bei Bedarf beweglich sein. Grundsätzlich wird das Fußbrett an Beinstützen montiert und ist höhenverstellbar um die notwendige Bodenfreiheit einstellen zu können.
BremseDie Feststellbremse muss vom Nutzer gut zu bedienen sein und sollte den Rollstuhl ausreichend sicher halten, um ein gefahrloses umsetzen und nutzen von öffenlichen Verkehrsmittel zu gewährleisten.

 

In einem der folgenden Beiträge wird auf die Einmessung und Abstimmung der Komponenten und auf die Wartung des Rollstuhls eingegangen. Jeder Nutzer macht seine persönlichen Erfahrungen und ich würde mich freuen, wenn der möglichst viele Tipps und Hinweise von Lesern kommen.

Hier ein paar Links ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Otto Bock

Küschall 

Meyra

Sopur

Schmicking

(ml|Juli 2018)