Treppen

Im Folgendem wird beschrieben, wie Treppen für Menschen mit motorischen, sowie visuellen Einschränkungen barrierefrei zu konstruieren sind. Dies gilt für Treppen innerhalb eines Gebäudes und Treppen, die der Erschließung eben solcher dienen. Besonders wenn man die Häufigkeit von Treppenstürzen mit teilweise tödlichem Ausgang bedenkt (1 und 2), kommt der Planung von Treppen eine besondere Bedeutung zu.

Grundanforderungen:

  • vorrangig gerade Läufe, Lauflinie rechtwinklig zu den Stufenkanten, Rhythmus (Schrittmaß) beim gehen verändert sich nicht
  • ab einem Innendurchmesser des Treppenauges von 200 cm sind auch gebogene Treppenläufe möglich
  • Vermeidung des Abrutschens von Gehhilfen an Stufenenden durch beispielsweise seitliche Aufkantung
  • Treppen müssen Setzstufen haben, Trittstufen dürfen nicht vorkragen; Unterschneidung von 2 cm bei schrägen Setzstufen ist zulässig
  • Setzstufen mit sich verringernder Höhe oder sich verjüngende Trittstufen sind nicht geeignet, das gilt auch für Einzelstufen
Treppenschnitt

Maßregeln für Treppen: Steigung (S) und Auftritt (A)

Schrittmaßregel: 2 S + A = 59 cm – 65 cm

Sicherheitsregel: A + S = 46 cm

Bequemlichkeitsregel: A – S = 12 cm

Optimales Steigungsverhältnis: 17 / 29 cm

Handläufe:

  • Beidseitig anordnen um einen sicheren Halt zu bieten
  • Höhe: 85 cm bis 90 cm, gegebenenfalls zwei Handläufe auf unterschiedlichen Höhen
  • Keine Unterbrechungen, Sicherstellung einer ununterbrochenen Unterstützung
  • Für eine zusätzliche Sicherheit Handlauf am Anfang und am Ende mindestens 30 cm waagerecht weiterführen
  • Gestaltung: griffsicher, gut umgreifbar, Abstand zu anderen Bauteile, so dass keine Verletzungsgefahr besteht
  • Zum Beispiel runder oder ovaler Querschnitt mit einem Durchmesser von 3 cm bis 4,5 cm
  • Halterungen an der Unterseite anordnen
  • Abgerundeter Abschluss, nicht frei Raum enden, Abschluss nach unten oder zur Seite führen
Treppenaufsicht

Orientierungshilfen Handlauf:

  • Visuell kontrastierend vom Hintergrund abheben
  • taktile Informationen wie Stockwerk und Wegbeziehungen in erhabener Profilschrift sowie Brailleschrift
  • Handläufe dienen als Leitlinie, sind somit integriert in geschlossene Orientierungs- und Leitsysteme

Orientierungshilfen Stufen:

  • durchgehende und kontrastierende Markierungen der Stufen und angrenzenden Podesten
  • Markierung der Trittstufen: ab Vorderkante 4 cm bis 5 cm breit
  • Markierung der Setzstufen: ab Oberkante mindestens 2 cm breit (3)
  • bei bis zu 3 Einzelstufen: jede Stufe mit einer Markierung
  • bei Treppenhäusern: die erste und letzte Stufe einer Treppe mit Markierungen versehen

Anmerkung (3): aktuelle Untersuchungen haben gezeigt, dass die geringste Unfallhäufigkeit bei gleich breiten Markierungen aller Setz- und Trittstufen (ca. 4 cm) gegeben ist.

Allgemeine Orientierungshilfen:

  • Bei frei im Raum beginnende / endende Treppe am An-/Austritt: taktil erfassbares Feld, unterschiedliche Bodenstrukturen / Bodenindikatoren, mindestens 60 cm tief und in der Breite der Treppe
  • Optische Informationen visuell erfassbar machen durch Kontrastdarstellungen
  • Stufen seitlich zur Wand und / oder zur Treppenwange kontrastreich absetzen
  • Taktiles Feld vor Gefahrenstellen wie frei im Raum endenden Treppen oder Stufen, deren Lage sich nicht unmittelbar aus dem baulichen Kontext ergibt

Anmerkung (1): Statistiken haben ergeben, dass im Jahr 2015 1.271 Menschen durch Treppenstürze ums Leben gekommen sind. (Quelle: Link zum Text, Seite 35.)

Anmerkung (2): Untersuchungen haben ergeben, dass die häufigsten Unfälle auf Treppen am Anfang (32%) und am Ende (55%) eines Treppenlaufes passieren (Quelle: Funktionelle, sichere und nutzerfreundliche Treppen, siehe Literaturnachweis),